Internes Wachstumsprojekt
Future Complex Metallurgy

Mehr Wert schaffen

Wer Jo Rogiers zum ersten Mal begegnet, dem fallen gleich zwei Dinge auf: der verbindliche Handschlag und die positive Ausstrahlung. Dem ersten Eindruck folgt die Erkenntnis: Der hochgewachsene Ingenieur mit seinen über 30 Jahren Branchenerfahrung weiß, wovon er spricht – und das wahlweise in Niederländisch, Französisch, Englisch oder Deutsch. Fähigkeiten, die Gold wert sind, für das, was auf ihn zukommt.

Industrie sucht Antwort
Im Normalfall fördern Minen Kupfererze aus dem Boden, konzentrieren sie anschließend zu einer definierten Mischung auf und verkaufen dieses „Standardkonzentrat“ dann an Hütten. Immer häufiger stellen minenspezifische Erzvorkommen die Betreiber jedoch vor Herausforderungen. Einige Kupferkonzentrate weisen in höherem Umfang Materialien auf, die schwieriger zu verarbeiten sind und nicht mehr dem Standard entsprechen. Man spricht dann von komplexen Konzentraten. Der Verarbeitungsprozess vieler Kupferhütten weltweit ist dafür nicht ausgelegt, sodass die Minenbetreiber die teils hochwerthaltigen Konzentrate nicht oder nur schwierig vermarkten können.

Ideale Lösung für beide Seiten
Hier kommt Jo Rogiers ins Spiel. Zusammen mit seinem Team setzt er eines der größten Wachstumsprojekte in der Aurubis-Geschichte um: Future Complex Metallurgy – kurz FCM. Der gebürtige Belgier ist sichtlich stolz auf die Eigenentwicklung aus dem Hause Aurubis. „Mit FCM bieten wir unseren Minen- und Industriepartnern künftig die Möglichkeit, das Wertpotenzial aus komplexen Einsatzmaterialien zu heben“, sagt Rogiers. Gleichzeitig differenziert sich Aurubis so von seinen Wettbewerbern. Eine ideale Lösung für beide Partner.

Foto: Jo Rogiers
Jo Rogiers, Senior Vice President Technology
Logo: Future Complex Metallurgy
Future Complex Metallurgy ist das größte interne Investitionsprojekt in der Geschichte von Aurubis mit einem Investitionsvolumen von rund 320 Mio. €.

Insofern ist bei FCM der Name Programm. Dank eines innovativen metallurgischen Prozesseswird das Unternehmen künftig mehr komplexe Einsatzmaterialien verarbeiten. Um genau zu sein, 270.000 t mehr pro Jahr. Neben komplexen Konzentraten können das auch Recyclingmaterialien, E-Schrotte, Zwischenprodukte von Kupfer-, Zink- oder Bleihütten bis hin zu metallhaltigen Schlacken und edelmetallhaltigen Materialien sein.

„So werden wir sowohl unser Rohstoffportfolio als auch unsere Position im Rohstoffmarkt weiter ausbauen“, ist sich Rogiers sicher. Da Aurubis die benötigten Rohstoffe für FCM bislang nur eingeschränkt in einer seiner bestehenden Anlagen verarbeiten kann, sieht der Experte kein Risiko für einen Kannibalisierungseffekt im Konzern. So wird FCM zum strategischen Ziel des Unternehmens beitragen, den Mengenzuwachs beim direkten Bezug komplexer Recyclingmaterialien im Aurubis-Konzern bis 2022/23 zu verdoppeln (im Vergleich zu 2016/17).

„Durch den höheren Einsatz werthaltiger komplexer Inputmaterialien steigern wir zudem die Ausbringungsmengen anderer Metalle deutlich. Dies kommt unserem Multi-Metall-Ansatz zugute“, ist sich Rogiers sicher. Aurubis plant, bis 2022/23 die Verkaufsmengen von Nichtkupfermetallen um 100 % im Vergleich zum Geschäftsjahr 2016/17 zu steigern.

„Durch den höheren Einsatz komplexer Inputmaterialien steigern wir die Ausbringungsmengen anderer Metalle deutlich. Dies kommt unserem Multi-Metall-Ansatz zugute.“

Das Beste aus zwei Welten
Die Anlagen für FCM werden an den beiden Standorten Hamburg (Deutschland) und Olen (Belgien) entstehen. Für Rogiers verbindet diese Standortwahl das Beste aus zwei Welten. In Hamburg könne man die bestehende Probenahme sowie die Abwasserreinigung erweitern und aufrüsten. Für den pyrometallurgischen Teil setzt das Unternehmen nicht nur auf bestehende Anlagen auf, sondern erweitert diese, unter anderem um einen Badschmelzofen. Zudem verfügt das Werk in Hamburg bereits über die notwendigen Anlagen, um Schwefelsäure oder Edelmetalle in Reinform zu gewinnen.

Im Gegenzug haben die Kollegen in Olen spezialisiertes Wissen zum hydrometallurgischen Teil und bessere Möglichkeiten, den Prozess in die bestehende Elektrolyse einzubinden. Rogiers freut sich auf insgesamt mehr als 180 neue Kollegen, die Aurubis im Zuge des Projekts an beiden Standorten einstellen wird.

Für die geplanten Anlagen investiert Aurubis rund 320 Mio. €, davon etwa zwei Drittel in Hamburg und annähernd ein Drittel in Olen. Der Produktionsstart ist für 2020/21 geplant. Einmal in Betrieb, soll die Anlage ab dem Jahr 2022/23 rund 80 Mio. € zum operativen Ergebnis (EBITDA) beitragen. Ein weiterer Vorteil von FCM liegt in einer kürzeren Durchlaufzeit der Edelmetalle. Auf diese Weise lassen sich Engpässe in der Produktion eliminieren und es wird weniger Betriebskapital benötigt. Allein dadurch finanziert sich bereits ein großer Teil der Investition.

Bis zur geplanten Inbetriebnahme im Jahr 2020/21 ist es noch ein gutes Stück Arbeit für Rogiers und sein Team. Schon heute aber ist für ihn spürbar: „Ein Leuchtturmprojekt wie FCM inspiriert die Menschen und bringt sie zusammen. Egal an welchem Standort ich Gespräche führe, bei FCM sprechen wir alle die gleiche Sprache.“

Fakten zum Projekt Future Complex Metallurgy

Foto: Werk
> 180
Arbeitsplätze
in Hamburg und Olen
+ 80 Mio. €
EBITDA
ab GJ 2022/23
2020/21
Produktionsstart
~ 4 Jahre
Engineering & Bauphase
~ 320 Mio. €
Investitionen
+ 270.000 t
Rohstoff-Einsatz
z. B. komplexe Konzentrate,
Recycling­materialien und Zwischenprodukte

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