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Multi-Metall-Recycling
und Kreislaufwirtschaft

Eine runde Sache

Rund 700.000 t Recyclingmaterial verarbeitet Aurubis jedes Jahr, mit steigender Tendenz. Das macht das Unternehmen zum weltweit größten Kupfer-Recycler. Das Portfolio der Einsatzmaterialien ist vielfältig. Es reicht von Produktionsabfällen wie sauberen Draht- oder Stanzabfällen und Kupferkabeln bis hin zu sogenannten End of Life-Recyclingrohstoffen. Darunter versteht man alte Dachrinnen, Rohre, Elektronikschrott oder Elektroaltgeräte.

Spezialisiert darauf sind die Aurubis-Standorte in Lünen (Deutschland) und Olen (Belgien). Sie machen aus den meist kupferhaltigen Recyclingrohstoffen wieder hochreines Kupfer und gewinnen zudem weitere wertvolle Metalle. Auch die Primärhütten, deren Haupteinsatzmaterial das Kupferkonzentrat ist, setzen Altkupfer ein, da es sich ideal für die Prozesskühlung eignet.

Aurubis bezieht den größten Teil der Recyclingmaterialien von spezialisierten Handelsgesellschaften und von Unternehmen, die sich auf das Sammeln und Aufbereiten von Recyclingrohstoffen fokussiert haben. Daneben werden immer mehr Kupferproduktkunden zu direkten Lieferanten, denn Aurubis übernimmt Produktionsabfälle aus deren Verarbeitungsprozessen. Die Kreisläufe zu schließen, bringt aber noch weitere Vorteile.

Interview mit Marion Finney

Frau Finney, Sie beschäftigen sich seit über 20 Jahren in verschiedenen funktionen mit dem Thema Recycling. Was macht gerade die Kreislaufwirtschaft so spannend?

Marion Finney (MF): Da kommen mehrere Dinge zusammen. Zunächst einmal recyceln wir heute schon so viel Material, dass mehr als jede dritte Kupferkathode vollständig aus wiederverwertetem Material besteht. Wir schaffen das, indem wir unterschiedliche Recyclingrohstoffe aus den Wertschöpfungsketten von Kupfer und anderen Nichteisenmetallen flexibel beziehen. So leisten wir unseren Beitrag zum verantwortungsvollen Umgang mit den weltweit verfügbaren Ressourcen.

Natürlich bleiben auch das Kupferrecycling und die Versorgung unserer Anlagen im Fokus. Darüber hinaus lernen wir in der Zusammenarbeit mit unseren Produktkunden viel über die Produktanforderungen sowie Recyclingstoffe der Zukunft. Im kontinuierlichen Dialog schaffen wir ein gemeinsames Verständnis zwischen verschiedenen Akteuren der Wertschöpfungskette.

Foto: Marion Finney
Marion Finney, Executive Director Customer Scrap Solutions
„Wir bringen unser Know-how mit dem unserer Geschäftspartner zusammen. So gelangen wir zu neuen zukunftsfähigen Lösungen und Kooperationen.“

Wie sehen solche Kreisläufe in der Praxis aus?

MF: Ein einfaches Beispiel: Wir bieten unseren Kunden, die wir mit Kupferprodukten beliefern, an, ihre im Wesentlichen kupferhaltigen Produktionsabfälle zurückzunehmen. Diese monetisieren wir, indem wir die Kupferinhalte in Form neuer Kupferprodukte zurückliefern. Ein nachhaltiges Geschäftskonzept für beide Seiten! Inzwischen beziehen wir auf diesem Wege Material in Höhe eines mittleren fünfstelligen Tonnen-Wertes. Zu unseren Partnern gehören namhafte Unternehmen, wie beispielsweise ABB aus der Schweiz.

Wir haben uns im Zuge unserer Nachhaltigkeitsstrategie vorgenommen, künftig noch stärker gemeinsam mit unseren Industriepartnern individuelle Konzepte zu entwickeln, um deren Produktionsabfälle zu vermeiden oder besser zu verwerten. Dies können logistische oder auch technische Lösungskonzepte sein. Dafür sind wir bestens aufgestellt, nicht zuletzt dank unserer Kompetenz im Multi-Metall-Recycling.

Können Sie konkreter werden?

MF: Wir werden uns in Zukunft noch intensiver mit unseren Produktkunden zu Fragen des Recyclings austauschen. Dazu gehört, dass wir gemeinsam an einem Verständnis arbeiten, wie einfach zu recycelnde Endprodukte aussehen sollen. Im Englischen nennt man das: Design for Recycling. Denn sowohl die weiterverarbeitende Industrie als auch die Endprodukthersteller sind verstärkt daran interessiert, dass Produkte „am Ende des Produktlebens“ verantwortungsvoll und ressourcenschonend recycelt werden. Und wir können ihnen dies sogar zertifizieren.

Grafik:Werkstoffkreislauf
Aurubis und Grillo kooperieren auf höchstem Stand der Technik für einen nachweisbaren, lückenlosen Wertstoffkreislauf.

Haben Sie ein Beispiel für den Closing-the-loop-Ansatz abseits von Kupfer?

MF: Sicher. Auch bei anderen Metallen gibt es spannende Projekte. Alle schon beschriebenen Geschäfts- und Vertragskonzepte werden als Closed Loops bezeichnet.

Ein Beispiel für ein zinkhaltiges Produkt stammt aus unserem Recycling-Prozess in Lünen. Für die Zusammenarbeit mit der Grillo-Werke AG aus Duisburg haben wir 2017 vom Verband der Chemischen Industrie sogar den Responsible-Care-Preis erhalten.

Ein bei uns anfallendes zinkhaltiges KRS-Oxid wird in einem rund 60 km entfernten Grillo-Werk zu Zinksulfat weiterverarbeitet. Dabei entsteht ein kupfer-, zinn- und bleihaltiger Rückstand, den Aurubis wiederum zurücknimmt. Wir setzen ihn dann in den Recycling-Anlagen zur Wiedergewinnung der Metalle ein. Durch eine langfristige Vertragsgestaltung bietet die Kooperation einerseits Planungssicherheit für beide und leistet andererseits einen Beitrag zur Sicherung von Arbeitsplätzen in Lünen und Duisburg. Mit diesem Projekt handeln wir also gleich in mehrfacher Hinsicht nachhaltig.

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