Erläuterung der relevanten Risiken

Im Folgenden werden die mit unserem Geschäft verbundenen Risiken gemäß unseren Risikoclustern erläutert. Zudem werden wesentliche Maßnahmen und Instrumente dargestellt, mit denen wir diesen entgegentreten. Auf Risiken sowie risikorelevante Sachverhalte, die wir nach heutiger Einschätzung potenziell als mittel bis hoch klassifizieren, wird gesondert hingewiesen.

Versorgung und Produktion

Die Versorgung unserer Produktionsanlagen mit Rohstoffen und die Verfügbarkeit dieser Anlagen sind für den Aurubis-Konzern von zentraler Bedeutung. Die damit verbundenen Risiken begrenzen wir mit folgenden Maßnahmen:

Um die Versorgung unserer Anlagen mit Kupferkonzentraten abzusichern, haben wir langfristige Verträge mit einer Vielzahl von Konzentratlieferanten aus unterschiedlichen Ländern abgeschlossen. Auf diese Weise gelingt es uns, das Risiko von Produktionsbeeinträchtigungen durch mögliche Lieferausfälle zu reduzieren. Durch den langfristigen Charakter der Verträge wird zudem das Risiko volatiler Schmelz- und Raffinierlöhne auf den Spotmärkten begrenzt. 

Die Recyclinganlagen konnten im abgelaufenen Geschäftsjahr – aufgrund unseres umfangreichen internationalen Lieferantennetzwerks – insgesamt gut versorgt werden. Aus heutiger Sicht erwarten wir auch für das Geschäftsjahr 2018/19 eine vollständige Versorgung und Auslastung der Anlagen. Volatilitäten in den Raffinierlöhnen resultieren weiterhin insbesondere aus der allgemeinen Entwicklung der Metallpreise, dem Sammelverhalten und dem Bestandsmanagement des Metallhandels, der internationalen Konjunkturentwicklung sowie dem Wettbewerb um die für Aurubis relevanten Sekundärrohstoffe.

Wir begegnen Risiken im Rahmen der Lieferkette insbesondere mit unserem Business Partner Screening. Mit diesem Instrument werden bestehende und potenzielle Geschäftspartner unter anderem auf ihre Integrität in Bezug auf soziale und ökologische Kriterien analysiert. Im Mittelpunkt unseres Interesses stehen Themenbereiche wie Compliance, Korruption, Menschenrechtsverletzungen und Umweltaspekte. Die Entscheidung über eine Vertragsaufnahme mit Geschäftspartnern mit erhöhtem Risiko wird erst nach eingehender Prüfung und in Abstimmung mit den Abteilungen Nachhaltigkeit und Compliance getroffen. 

Die Materialversorgung der Anlagen zur Herstellung von Kupferprodukten erfolgt hauptsächlich mit den im eigenen Konzern hergestellten Kupferkathoden. Dies ermöglicht uns, eine höhere Wertschöpfung zu generieren und gleichzeitig die Qualität der Kupferprodukte während des gesamten Prozesses zu steuern. Kupferhaltige Vorstoffe für den Einsatz in den Produktionsanlagen des Segments Flat Rolled Products konnten ebenfalls in ausreichender Menge beschafft werden. Auch hier gehen wir für das folgende Geschäftsjahr von einer ähnlichen Situation aus.

Die Anlagenverfügbarkeit war insgesamt zufriedenstellend. Im Laufe des Geschäftsjahres kam es zu kleineren, ungeplanten Stillständen.

Wir haben organisatorische Maßnahmen ergriffen, die der Bewältigung potenzieller Betriebsstörungen dienen, die beispielsweise durch Ereignisse wie Hochwasser oder Feuer entstehen können. Hierzu zählen unter anderem Alarmpläne oder regelmäßige Übungen mit dem Ziel, unsere Mitarbeiter zu schulen. Außerdem begegnen wir dem Risiko von Betriebsstörungen mit regelmäßigen Wartungsarbeiten und dem Vorhalten kritischer Ersatzteile.

Unter Berücksichtigung unserer beschriebenen Maßnahmen stufen wir aus heutiger Sicht das Risiko einer unzureichenden Versorgung als „mittel“ und das Risiko einer stark eingeschränkten Verfügbarkeit unserer Produktionsanlagen als „gering“ ein.

Logistikrisiken begegnen wir durch ein sorgfältiges, mehrstufiges Auswahl- und Bewertungsverfahren für Dienstleister, durch weitestgehende Vermeidung von Single Sourcing und den präventiven Aufbau von Back-up-Lösungen. Wir greifen auf ein internationales Netzwerk an qualifizierten Dienstleistern zurück und beugen z. B. wetterbedingten Risiken in der Transportkette vor, indem wir Ausfallrisiken durch vertragliche Regelungen zum Vorhalten entsprechender Alternativen minimieren.

Absatz

Neben Versorgungs- und Produktionsrisiken bestehen für den Aurubis-Konzern Absatzrisiken, die wir als „mittel“ klassifizieren. 

Grundsätzlich können sich Risiken aus negativen Abweichungen von unseren Einschätzungen hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung der Märkte ergeben, die wir im Abschnitt Prognosebericht dargestellt haben. Insbesondere ein Abschwächen der Gesamtwirtschaft in Europa kann negative Auswirkungen auf die Nachfrage nach unseren Produkten nach sich ziehen. Dies gilt sowohl für unsere Absatzmengen an Kupferprodukten wie Gießwalzdraht und Stranggussprodukte sowie Flachwalzprodukte des Segments Flat Rolled Products als auch für die Schwefelsäure.

Mithilfe von Analysen zum wirtschaftlichen Umfeld und Einschätzungen zur konjunkturellen Entwicklung sind wir in der Lage, unsere jeweilige Absatzstrategie gegebenenfalls rechtzeitig an sich ändernde Rahmenbedingungen anzupassen und auf diese Weise den Risiken zu begegnen.

Kathoden, die Aurubis nicht intern weiterverarbeitet hat, werden auf dem internationalen Kupferkathodenmarkt abgesetzt.

Geschäftspartner auf der Absatzseite werden ebenfalls mithilfe des Business Partner Screenings beurteilt, sodass auf die im vorherigen Abschnitt „Versorgung und Produktion“ gemachten Ausführungen verwiesen werden kann.

Energie und Klima

Die Energiepreise sind im abgelaufenen Geschäftsjahr gestiegen. Durch den seit 2010 gültigen Stromvertrag haben wir langfristig auf internationalem Wettbewerbsniveau die Strompreise gesichert. Diese Absicherung bezieht sich auf den wesentlichen Anteil unseres Strombedarfs und deckt die wichtigsten deutschen Standorte ab. Darüber hinaus befassen wir uns mit der grundsätzlichen Versorgungssicherheit sowie den Potenzialen und Grenzen der Flexibilisierung der Energieabnahme, die durch die steigende volatile Einspeisung erneuerbarer Energien zunehmend erforderlich wird.

Aufgrund der nach wie vor unsicheren Rechtslage und sich ändernder politischer Rahmenbedingungen lassen sich Belastungen durch Veränderungen bei potenziellen Kostentreibern wie z. B. dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), dem Emissionshandel, den Netzentgelten oder der Ökosteuer nur schwer verlässlich quantifizieren. Durch die EEG- und KWKG-Novelle (Kraft-Wärme-Kopplung) 2017 sowie das Netzentgeltmodernisierungsgesetz (NEMoG) erwarten wir mittelfristig eine steigende Belastung. Aus der für Aurubis negativen Entscheidung der EU-Kommission vom 28.05.2018 im Beihilfeprüfverfahren hinsichtlich der Netzentgeltbefreiung zu vorangegangenen Perioden ergibt sich eine Rückforderung von rund 3 Mio. € zzgl. Zinsen, die wir im Geschäftsjahr ergebniswirksam zurückgestellt haben.

Die grundsätzliche Beibehaltung des Carbon-Leakage-Sonderstatus für die kupferproduzierende Industrie ab dem Jahr 2021 hinsichtlich der Zuteilung von Emissionshandelszertifikaten zeichnet sich politisch ab. Der Abschluss des Entscheidungsprozesses steht aber noch aus. Die Ausgestaltung der Zuteilungsregeln ab 2021 ist derzeit nur schwer einschätzbar, tendenziell erwarten wir aufgrund der politischen Zielsetzung im Rahmen des Pariser Klimaabkommens eine sinkende freie Zuteilung für Carbon-Leakage-gefährdete Unternehmen. Der CO2-Preis ist im vergangenen Jahr stark angestiegen; in der kommenden Handelsperiode soll das Angebot von CO2-Zertifikaten signifikant verknappt werden und die Preise sollten sich dadurch deutlich erhöhen. Der politische Entscheidungsprozess zur Ausgestaltung und Höhe der Kompensation von indirekten CO2-Kosten im Strom ab 2021 wird erst Mitte des kommenden Jahres beginnen. Wir erwarten auch hier eine Verschärfung der Regelungen, die zu einer Reduktion der gewährten Kompensation führen kann. Insgesamt gehen wir mittelfristig von stark steigenden Kosten durch das EU-Emissionshandelsystem aus, die zu hohen Belastungen führen könnten.

Kundenseitig steigende Anforderungen an die Transparenz über die Zielsetzung und die Strategie bezüglich effektiver Produktionsprozesse, Energie- und CO2-Effizienz können zukünftig einen Einfluss auf den Absatz von Kupferprodukten haben, insbesondere hinsichtlich Kundenakquisition und Kundenbindung. Dem begegnen wir unter anderem mit der jährlichen Teilnahme am Klimareporting und der Bewertung dieses Reportings durch das CDP (ehemals Carbon Disclosure Project).

Das Thema Energie und die damit einhergehenden Risiken, die derzeit als „mittel“ eingestuft werden, bleiben auch zukünftig für Aurubis als stromintensives Unternehmen sehr bedeutend.

Finanzen und Finanzierung

Metallpreis- und Währungskursschwankungen stellen ein potenzielles Risiko beim Metallein- und -verkauf dar. Durch Devisen- und Metallpreisabsicherungen (Hedging) wird dieses Risiko maßgeblich reduziert. Metallüberhänge werden täglich durch Finanzinstrumente wie Spot- und Forward-Kontrakte abgesichert. Gleiches geschieht durch Abschluss von Kassa- und Devisentermingeschäften zur Fremdwährungsabsicherung. Devisenrisiken aus Wechselkursschwankungen für Metallgeschäfte in Fremdwährung werden so ebenfalls täglich minimiert. Um das Ausfallrisiko zu minimieren, wählen wir nur bonitätsmäßig gute Gegenparteien für Sicherungsgeschäfte aus.

Wir sichern erwartete Mittelzuflüsse aus Fremdwährungen, insbesondere US-Dollar, teilweise durch Optionen und Devisentermingeschäfte ab. Wir setzen dies auch zukünftig fort und gehen davon aus, die Risiken aus Metallpreis- und Währungskursschwankungen mit diesen Maßnahmen auf ein vertretbares Niveau reduzieren zu können.

Ausfallrisiken aus Forderungen aus Lieferungen und Leistungen werden weitgehend durch Warenkreditversicherungen abgesichert. Eigenrisiken werden nur sehr begrenzt und nach Prüfung zugelassen. Die Entwicklung der ausstehenden Forderungen werden eng verfolgt. Im Berichtszeitraum kam es zu keinen wesentlichen Forderungsausfällen. Wir sehen auch zukünftig keine erhöhten Risiken.

Die Versorgung mit Liquidität ist für den Aurubis-Konzern von hoher Bedeutung und war im abgelaufenen Geschäftsjahr sichergestellt. Die Kreditlinien seitens der Banken waren ebenfalls ausreichend. Auch im neuen Geschäftsjahr verfügt der Aurubis-Konzern über eine stabile Finanzlage und kann die Finanzierung von möglichen Schwankungen aus dem operativen Geschäft durch die Kreditlinien darstellen. Insgesamt stufen wir die Risiken aus Finanzen und Finanzierung als „mittel“ ein.

Umweltschutz und Sonstiges

Grundsätzlich besteht das Risiko, dass sich umweltrechtliche oder regulatorische Bestimmungen verschärfen und so entsprechende Kosten entstehen oder es zu Einschränkungen bei der Produktion und Vermarktung von Produkten kommt. So besteht das Risiko, dass die sich weiter verschärfende Umweltgesetzgebung die Vermarktung von Eisensilikat einschränkt. Unter anderem wollen wir durch die Erweiterung unserer Granulationskapazitäten eine größere Flexibilität auf dem Absatzmarkt erreichen.

Außerdem können Umweltrisiken, die beispielsweise aus der möglichen Nichteinhaltung von Grenzwerten resultieren, ebenso wie Verstöße gegen Auflagen zu rechtlichen Konsequenzen führen. Auch um dem zu begegnen, sorgen wir für einen umweltfreundlichen Betrieb unserer Produktionsanlagen. Im Umweltschutz sind wir international führend, dies belegen z. B. die jährlichen Zertifizierungen nach DIN EN ISO 14001 und EMAS. Wir sehen uns hier auch für die Zukunft gut aufgestellt. Gleichwohl können betriebliche Störungen, die zu Beeinträchtigungen der Umwelt führen könnten, nicht vollständig ausgeschlossen werden. Insgesamt stufen wir die Umweltrisiken als „mittel“ ein.

In einem Betrieb mit komplexen Prozessen ist das Fachwissen der Mitarbeiter ein wichtiger Faktor, um die Leistungsqualität sicherzustellen. Damit Aurubis auch weiterhin auf das Know-how der Mitarbeiter zählen kann, haben wir verschiedene Maßnahmen im Hinblick auf die Rekrutierung und Entwicklung unserer Mitarbeiter etabliert, die ineinandergreifen. Dazu zählen unter anderem Kooperationen mit Hochschulen, durch die wir Verbindungen zu qualifizierten Nachwuchskräften aufbauen, und Qualifizierungsmaßnahmen, mittels derer wir die Entwicklung von Fach- und Führungskräften innerhalb des Unternehmens fördern.

Die Bereiche Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz haben bei uns einen hohen Stellenwert. Unser Augenmerk liegt auf der Verantwortung des Einzelnen, detaillierten Gefährdungsbeurteilungen, Fortbildung sowie kurz- und mittelfristigen Zielen zur Erreichung unserer Vision Zero – also keine Unfälle.

Der Verstoß gegen Gesetze kann sowohl für Aurubis als Konzern als auch für seine Mitarbeiter und Geschäftspartner schwere Folgen haben. Daher halten wir uns konsequent an alle gesetzlichen Regelungen. Wesentliche Compliance-Risiken werden durch das Compliance-Management identifiziert, analysiert und adressiert. Rechts- und Steuerrisiken begegnen wir mit organisatorischen Maßnahmen und klaren Führungsstrukturen. Die politische Diskussion zu Steuerthemen, wie z. B. Finanztransaktions- und Vermögensteuer, sowie deren mögliche Auswirkungen werden durch uns eng verfolgt.

Außerdem unterliegt Aurubis IT-Risiken, die sich z. B. in den Bereichen Versorgung, Produktion und Absatz niederschlagen können und dort in ihrer Risikoeinschätzung entsprechend berücksichtigt wurden. Aus heutiger Perspektive sind sie aufgrund der fortfolgend beschriebenen eingesetzten risikominimierenden Maßnahmen jedoch von nachgelagerter Bedeutung.

Verfügbarkeitsrisiken unserer IT-Systeme begegnen wir durch kontinuierliches Monitoring, redundante Auslegung und stetige Anpassung an den Stand moderner IT-Technologie. Wir begegnen Risiken aus möglichen Störungs- oder Katastrophenfällen durch die redundante Auslegung unserer IT-Infrastrukturen sowie mittels Datenwiederherstellungs- und Kontinuitätsplänen. Risiken, die aus unbefugten Zugriffen auf Unternehmensdaten sowie Cyber-Risiken entstehen können, minimieren wir durch restriktive Vergabe von Zugriffsberechtigungen, durch Sicherheitsüberprüfungen und durch den Einsatz moderner Sicherheitstechnologien.

Zudem werden ausgesuchte Risiken über Versicherungen weitgehend abgedeckt. Hierbei bedienen wir uns der Expertise eines externen Versicherungsmaklers.

Nichtfinanzielle Risiken im Rahmen der nichtfinanziellen Erklärung

Die Risikobewertung für nichtfinanzielle Risiken wurde analog zum CSR-Richtlinien-Umsetzungsgesetz (CSR-RUG) durchgeführt. Dabei wurden keine nichtfinanziellen Risiken identifiziert, die nach § 289c Abs. 3 HGB sehr wahrscheinlich schwerwiegende negative Auswirkungen auf Arbeitnehmer- und Umweltbelange, Achtung der Menschenrechte, Bekämpfung von Korruption und Bestechung und Sozialbelange haben werden. Uns ist es jedoch wichtig, nichtfinanziellen Risiken zu begegnen, auch wenn sie nach der strengen Definition des CSR-RUG als nicht wesentlich bewertet wurden. Wir haben entsprechende Managementansätze entwickelt und implementiert, die diesen nichtfinanziellen Risiken begegnen.